Neue und alte Angebote für den Urlaub daheim

Der Blick vom Hedwigsturm auf Bad Marienberg zeigt, wie herrlich grün der Westerwald ist und damit eine tolle Region zum Ferien machen in der Natur – und ohne klimaschädliche Flugreise ins Ausland. (Foto: RPT/Ketz)

„Corona“ hat vieles durcheinandergeworfen, schon bisher manche Existenz gefährdet oder vernichtet und auch jahrelang gepflegte „Urlaubstraditionen“ undurchführbar oder unsicher werden lassen. Darum scheinen sich viele Menschen in Deutschland in diesem Sommer für einen Inlandsferienort zu entscheiden oder statt langer „großer Ferien“ lieber Kurzurlaube und Tagestouren zu unternehmen. Im Westerwald gibt es dafür tolle Ziele, an denen ökologisches Bewusstsein schon Alltag ist.

Im Mai wurden in Deutschland 14.073 „Freizeitfahrzeuge“ – also etwa Wohnmobile – neu zugelassen. Das sind 15,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Eine aktuelle Umfrage von „AutoScout24“ hat daneben zum Ergebnis, dass vier von fünf Autohaltern in dieser Saison mit dem eigenen Fahrzeug verreisen und dabei vor allem Ferienorte in Deutschland ansteuern wollen. Es scheint also etwas dran zu sein am „Boom“ des Inlandstourismus. Wenngleich das Thema offenbar sehr heterogen zu betrachten ist und manche Regionen wie beispielsweise das Sauerland über leere Hotelbetten und Restaurants klagen; sicher auch, weil Gruppen- und Geschäftsreisende fehlen. Ein ganz neues Angebot an Übernachtungskapazitäten für Inlandsurlauber entsteht derzeit gerade in der Verbandsgemeinde Bad Marienberg im Norden von Rheinland-Pfalz. Am beliebten Ausflugslokal „STEIG-Alm“ wird eine Herberge im September eröffnet, in der die Nutzung regenerativer Energien so selbstverständlich ist wie das Frühstücksbuffet am Morgen. Schon über sechs Jahrzehnte hingegen bietet ein Kleinod in Mittelhof Touristen eine Bleibe. Dort, auf dem „Campingplatz im Eichenwald“, wird mit Regenwassernutzung oder Grünstrom ebenfalls darauf geachtet, dass der Urlaub eine ökologische Komponente erhält. Das ist den Machern des Kletterparks Bad Marienberg nicht minder wichtig. Darin übernachten zwar nur Vögel in den Baumwipfeln, doch als Ausflugsmöglichkeit für Urlauber in der Region wie für Aktive, die einfach einen tollen Tag in einem Wäller Wald verbringen und diesen aus ungewohnter Perspektive erleben wollen, ist der Kletterpark ein guter Tipp.

Nachhaltige Ferien auf der „STEIG-Alm“

Auf dem Dach des idyllisch gelegenen Hotels befindet sich eine Photovoltaikanlage.

Wer dieser Tage Urlaub in alpinen Gefilden geplant hatte und die lang ersehnte Auszeit „coronabedingt“ absagen musste, sollte vielleicht über einen Besuch in Bad Marienberg nachdenken. Rustikale Behaglichkeit findet man nämlich auch in der dortigen „STEIG-Alm“. Das Ausflugslokal ist seit Jahren ein beliebtes Ziel. Nun wird das Angebot, direkt am beschaulichen Bad Marienberger Wildpark gelegen, um ein Hotel erweitert. Wer sich nach dem Genuss seiner „Schmankerln“ gerne gleich zu Bett legen möchte, muss künftig nur nach nebenan gehen. Und da passend zur Lage am Waldrand in beiden Gebäuden Wert auf „grünes Bewusstsein“ gelegt wird, ist auf der „STEIG-Alm“ die Nutzung regenerativer Energien selbstverständlich.

„Alpen-Feeling“ im Westerwald. Was sich ungewöhnlich anhören mag, ist in Bad Marienberg Realität. Seit 2009 ist das urige Restaurant „STEIG-Alm“ Rast- und Einkehrmöglichkeit für Wanderer, Touristen und Ausflügler, die in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde in die Natur eintauchen wollen. Ganz egal, ob sie „biken“, auf dem überregional bekannten „Westerwald-Steig“ wandern, Tiere im malerischen Wildpark (siehe Kasten) beobachten oder den erlebenswerten „Kletterwald Bad Marienberg“ austesten wollen.

Diese Alpakas gehören zu den vielen Tieren, die Besucher im Wildpark bestaunen können.

Zahlreiche Arten im „Wildpark Bad Marienberg“
In direkter Nachbarschaft zur „STEIG-Alm“ befindet sich der beeindruckende „Wildpark Bad Marienberg“. Wildschweine, Rot- und Damwild, Wisente, Hochlandrinder und weitere Tiere leben hier in natürlicher Umgebung. Ein vier Kilometer langer Rundweg führt an ihnen vorbei durch Wald- und Wiesengelände. Die ganzjährig geöffnete, kostenlos besuchbare Attraktion beherbergt zudem einen Streichelzoo mit Ziegen und Hasen.

Hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesen Attraktionen, eröffnete Stefan Weber im Dezember 2009 sein rustikales Restaurant – eine groß dimensionierte, gediegene Almhütte. Diese fügt sich trotz oder vielleicht gerade wegen ihres alpinen Flairs originell in die waldige Umgebung ein und ist eine beliebte Anlaufstelle. Und so ist es wohl kein Wunder, dass in Stefan Weber der Wunsch reifte, den Aufenthalt der Urlauber mit neuen Übernachtungsmöglichkeiten zu optimieren. „Es kam immer wieder von vielen unserer Restaurant-Gäste die Nachfrage nach Hotelzimmern in der Nähe“, erzählt Lukas Weber, der Sohn des Inhabers, der tatkräftig im elterlichen Unternehmen mithilft. „So ist bei meinem Vater die Idee entstanden, der ,STEIG-Alm‘ einen Hotelbetrieb anzufügen.“ Schon bald dürfen sich Reisende in Bad Marienberg daher über das „Restaurant und Hotel STEIG-Alm“ freuen: Im kommenden September soll die neue Herberge eröffnet werden. 22 Zimmer bieten Komfort und Erholung in dem 1.400 Quadratmeter umfassenden Hotel. Darunter ein „Hochzeitszimmer“ und drei Familienzimmer. Letztere sind zusammengehörende Räume, die voneinander separiert werden können, was besonders Eltern mit Kindern optimale Rückzugsmöglichkeiten bietet. Moderne Holzmöbel, gemütlich-warme Beleuchtung und viele liebevolle „Alpen-Details“ betonen die Atmosphäre des Ambientes. Ein Ruhe- und ein Fitnessraum ergänzen das Angebot, eine Außensauna gibt es ebenso. „Das Haus wird am Ende ein Drei-Sterne-Plus-Hotel sein“, freut sich der Betreibersohn.

Die Zimmer versprühen rustikales Flair.

Da Lokal und Hotel ein Ensemble bilden, passe der Neubau natürlich auch bestens zu dem typischen Charme der „STEIG-Alm“, lächelt Lukas Weber: „Das Restaurant ist rustikal-alpin, und das Hotel wird modern-alpin sein. Es ist eine Gesamtheit.“ Ebenso konsequent fortgesetzt wird die nachhaltige Bewirtschaftung, der sich das „STEIG-Alm“-Team seit jeher verschrieben hat. Eine Lokalität, die sich buchstäblich im Einklang mit der Natur befinde, erfordere schließlich ein ökologisches Bewusstsein der Menschen, die sich hier aufhielten, betont Lukas Weber. „Unser Restaurant haben wir daher schon lange zu 100 Prozent mit grünem MANN-Strom betrieben“, erläutert der 25-Jährige. „Unser Bedarf ist allein im Restaurant einiges mehr als 100.000 Kilowattstunden.“ Der gleiche Netzanschluss werde nun auch für das Hotel verwendet, damit in den Zimmern ebenfalls Grünstrom genutzt wird. „Wir setzen uns gerne für den Umweltschutz ein. Das ist auch für das eigene Gewissen als Betreiber ganz wichtig. Wir wollen einen Beitrag leisten“, so Weber.

Die künftige Herberge setzt nicht nur drinnen, sondern auch draußen auf Ökostrom: Hier entstehen zwei Ladsäulen für E-Autos. (Fotos: de Wit)

Das ökologische Konzept setzt sich im neuen „STEIG-Alm“-Hotel noch auf weiteren Ebenen durch – eine Pelletheizung ist installiert, in der künftig „Westerwälder Holzpellets“ für wohlige Wärme in der Herberge sorgen sollen. Sämtliche Räume werden mit LED-Leuchten illuminiert, beim Frühstücksangebot soll es keine Einwegprodukte geben. Darüber hinaus werden vor dem Hotel zwei Ladesäulen für Elektroautos bereit stehen. „Und auf dem Sonnendach haben wir eine 30-Kilowatt-Photovoltaikanlage anbringen lassen. Auf der anderen Seite des Hauses haben wir ein Gründach“, fügt Lukas Weber hinzu. Apropos Grün: Nicht nur die direkten „Nachbarn“ der „STEIG Alm“ – Wildpark und Kletterwald etwa – bieten Ausflüglern Naherholung in der Natur. Nur ein paar Meter von Hotel und Restaurant entfernt schwirrt und summt es zudem über einem farbenfrohen Blütenmeer: Hier hat das Team eine zauberhafte Blumen- und Bienenwiese angelegt.

Lukas Weber zeigt ein Bad-Fenster, das man vom Schlafzimmer aus öffnen oder schließen kann.

Eine Pelletheizung sorgt für wohlige Wärme im Hotel.

„Die haben wir letzten Sommer selbst ausgesät. Die Leute, die herkommen, finden den Platz ganz toll“, freut sich Lukas Weber. Staunen können die Betrachter dann gleichfalls über das ausgemusterte Feuerwehrfahrzeug, das vor dem Hotel steht. „Das verwenden wir für die Bewässerung der Wiese, indem Regenwasser aus einer Zisterne genutzt wird“, veranschaulicht der Wäller.
Den Besuchern des Restaurants und Hotels „STEIG Alm“ dürften diese nachhaltigen Konzepte sehr zusagen. „Es ist für viele Gäste immer mehr ein Kriterium, dass die Lokalität umweltfreundliche Standards einhält“, hat Lukas Weber beobachtet. „Es gibt einige Firmen, die extra darauf schauen.“ Zahlreiche Reservierungen seien bereits verbucht worden für die neue Übernachtungsdestination. Sogar an den Weihnachtstagen und Silvester gebe es Anmeldungen.

Die Webers freuen sich über das überregionale Interesse am Westerwald und an Bad Marienberg. Obwohl einige Menschen wegen der herrlichen Natur anreisten, sei die Gegend rund um die „STEIG-Alm“ keineswegs überlaufen. „Das ist hier auf jeden Fall ein ,sanfter‘ Tourismus. Die Leute schätzen die Ruhe“, schildert Lukas Weber. Diese, gepaart mit tollen Attraktionen wie Wildpark oder Kletterwald, ergebe eine perfekte Mischung, ein „Gesamtpaket“ für Inlandstouristen, die zudem Wert auf ein gleich in zweierlei Hinsicht „grünes Erleben“ legen.

Ein besonderes Vergnügen sei es übrigens, vom neuen „STEIG-Alm“-Hotel den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, teilt Lukas Weber abschließend noch sein ganz persönliches Highlight mit. Abends mit einem Glas Wein auf einem der holzverkleideten Balkone zu sitzen und den Sonnenuntergang über dem Westerwald zu beobachten, sei einfach zu schön, erzählt der 25-Jährige, und er weiß, wovon er spricht. „Ich habe es erst gestern selbst wieder ausprobiert“, lacht er.

Die Blumen- und Bienenwiese wird von Spaziergängern und Tieren gleichermaßen geschätzt.

Uwe Schmalenbach

Tolle Familienfreizeiten, ökologisches Handeln

Spielen erwünscht! Lachen und Rumtollen ist Kindern und Erwachsenen erlaubt“: Im Stil eines gelb-schwarzen „Eltern-haften-für-ihre-Kinder“-Schildes auf einer Baustelle werden Gäste der „Arche Noah Marienberge“ schon an der Rezeption unmissverständlich auf den fröhlich-unbekümmerten Geist des Familien- und Tagungshauses in Elkhausen hingewiesen. Mensch sein, miteinander eine tolle Zeit er- und verleben, sich anders benehmen dürfen als im Alltag daheim. Und da man sich als naturnahe Einrichtung versteht, gehört die Nutzung regenerativer Energie seit etlichen Jahren zum Konzept.

Ob Wandertage oder Rollenspiele: In Elkhausen erlebten Familien bewusst Anderes als in Ihrem Alltag, hebt Hans Georg Rieth hervor. Ökumenisch sei es in dem Haus schon vor 65 Jahren zugegangen, und eine kirchliche Bindung sei nicht erforderlich.

In Elkhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Katzwinkel (Sieg), treffen gewissermaßen der Westerwald, das Bergische und Siegerland aufeinander. Oberhalb der Siedlung liegt, inmitten von Wald, Wiesen, Bachläufen, das zunächst unter dem Namen „Haus Marienberge“ gegründete Domizil. „Wir sind Deutschlands ältestes katholisches Erholungsheim“, schildert Geschäftsführer Hans-Georg Rieth.

Es gibt eine eigene kleine Landwirtschaft mit Hühnern, Esel, Ponys, 70.000 Quadratmeter Außengelände stehen den Gästen zur Verfügung.

Es war dessen Großonkel Pfarrer Albert Schmidt, der 1904 bei Elkhausen geboren wurde und 1945, als er aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, in Essen-Vogelheim eine Holzbaracke zur Notkirche machte. Nur zwei Jahre darauf setzte der unerschrockene Seelsorger kurzerhand 425 Kinder aus den Trümmern des Ruhrpotts in einen Sonderzug nach Wissen und organisierte für sie Sommerferien in und um Elkhausen. „Er hat sie damals in Scheunen, Schulen, bei Privatleuten untergebracht und sich nicht aufhalten lassen“, schmunzelt der Großneffe.

1953 wird die Essener Baracken-Kirche abgebrochen und in Elkhausen wieder aufgebaut; der Grundstein für das jetzige Haus war gelegt. Dort übernachten 1954 erstmals Gäste. Heute ist der „Verein für Familienerholung Marienberge e. V.“, der zwischenzeitlich gegründet wurde, Träger der Einrichtung.

Eine der Kernaufgaben ist in den über 65 Jahren gleichgeblieben: „Tolle Familienfreizeiten zu organisieren“, wie der Geschäftsführer es formuliert. Dazu werden jeden Tag drei nach Alter gestaffelte Kindergruppen mit je zwei Betreuern angeboten, die wandern, klettern, Abenteuer erleben oder den Esel besuchen, der, neben anderen Tieren, auf dem zum Haus gehörenden „Bauernhof“ lebt. Mit dem Trecker geht es zum Picknick, am Lagerfeuer brutzelt das Stockbrot, der naturnahe Spielplatz schafft es, das Kinder „Gameboy“ und Handy vergessen.

Für Eltern gibt es eigene „Männer-“ oder „Frauentage“ und ebenso bewusst Programme, die die ganze Familie zusammen erlebt, da Familien, wie Hans-Georg Rieth sorgenvoll ergänzt, zu Hause immer weniger gemeinsame Zeit verbrächten. Bewusst stehen dabei ebenfalls die einfachen Dinge im Mittelpunkt: „Die Sonnenaufgangswanderung beispielsweise ist ein Renner. Und etwas, das man nicht kaufen kann!“

Markus Mann (links) bringt die Bescheinigungen über die Nutzung der klimafreundlichen Energieträger beim Besuch in Hans Georg Rieths Einrichtung mit. (Foto: Schmalenbach)

Menschlichkeit, Miteinander, die Begriffe fallen oft im Gespräch mit dem Leiter des Ferienhauses. „Die Leute finden hier etwas, von dem sie nicht wussten, dass sie es gesucht haben“, sagt er nachdenklich. Vor allem für die Kinder sei es oft eine andere Welt: Während daheim heute fast alle Eltern stets zur Vorsicht mahnten, sich Kinder kaum noch wie Kinder benehmen können, selten einfach draußen herumtoben, sich ohne Vorgaben selbst beschäftigen müssen, geht es in Elkhausen darum, am Wegesrand Gefundenes zum Spielzeug zu machen, ohne viel Zubehör zu basteln, „sich richtig dreckig machen“ zu dürfen.

Familien seien naturgemäß insbesondere in der Sommerferienzeit in der „Ache Noah Marienberge“. Sonst steht die allen offen: Viele Schulklassen seien Gäste, auch Sonderschulen; es kämen ebenso Seniorenkreise, Behindertengruppen (für die eigens behindertengerechte Badezimmer gebaut und Pflegebetten angeschafft wurden), Konfirmandenfreizeiten, Chorwochenenden, Tagungen von Kirchenvorständen finden gleichermaßen statt.

„Arche-Noah”-Leiter Hans Georg Rieth (rechts) erläutert dem WWP-Geschäftsführer das Konzept variabler Tagungsräume.

„Die Menschen kommen aus allen Altersstufen und sozialen Schichten“, erläutert Geschäftsführer Rieth. Ihre Herkunft liege schwerpunktmäßig im Ruhrgebiet oder dem Großraum Köln, darüber hinaus reisten Gäste aus ganz Deutschland an.

Viel Geld braucht hier niemand mitzubringen: Die Einrichtung arbeitet als „non-profit“-Organisation nicht gewinnorientiert. Es gibt das Doppelzimmer samt Vollpension schon für 56 Euro! 100 Betten stehen zur Verfügung. Im Jahr (vor Corona) gebe es bis zu 16.000 Übernachtungen. Eine eigene Jugendetage mit 36 Betten sei „quasi die Jugendherberge im Haus“.

Hans-Georg Rieth lebt mit Partnerin und drei Kindern selbst dort, schon seit 27 Jahren. Eigentlich absolvierte er in seiner Heimatstadt Essen eine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann im Stahlhandel. Doch mit 25 Jahren wechselte er zu dem Idyll in Elkhausen.

Während Rieth das alles erzählt, ist draußen Joachim Maaß mit seinem Pelletlaster vorgefahren. Denn die „Arche Noah Marienberge“ heizt mit dem klimaschonenden Brennstoff aus dem Westerwald. Gerade erst hat WWP-Chef Markus Mann dem Marienberge-Geschäftsführer ein Zertifikat vorbeigebracht. 1.480 Tonnen klimaschädliches CO2, so heißt es darin, habe das Familienhaus dadurch der Umwelt erspart, dass anstelle Heizöls bislang schon 1.000 Tonnen Westerwälder Holzpellets verwendet wurden, um Gästezimmer oder Seminarräume wohnlich warm zu machen.

Joachim Maaß hat in Elkhausen abgeladen und muss nun nur noch die Rohre demontieren, durch die die Holzpellets vom Lkw in den Bunker des Familienferienhauses geblasen worden sind.

„Wir haben vor zwölf Jahren mit der Pelletnutzung angefangen“, berichtet Hans-Georg Rieth. Auf den „grünen Strom“ der Unternehmensgruppe MANN habe man zwischenzeitlich außerdem umgestellt. „Wir nennen uns ‚naturnahes Familienferienhaus‘ – da muss man selbst ökologisch handeln!“, begründet der Leiter der Elkhausener Einrichtung, warum er die regenerative Energie aus Langenbach nutze.

Neben der ökologischen Ausrichtung sei die Regionalität sehr wichtig: „Wir versuchen schon, etwas Wirtschaftsethik zu leben, und soweit es im Rahmen von behördlichen Vorschriften möglich ist, mit örtlichen Partnern zu arbeiten. Lokale Lieferanten sind uns wichtig, weil wir viel Wert darauf legen, Partner zu kennen. Ich hasse es, mit einem Callcenter zu sprechen. Ich will mit Menschen zu tun haben.“ Ganz so, wie in der Betreuung und Begleitung der Gäste der „Arche Noah Marienberge“ eben.

Uwe Schmalenbach

Vom Baumstamm bis zur Asche

Der „Corona-Effekt“ hat uns verdeutlicht, was wir eigentlich längst wussten: Durch die geringere Nutzung von Verkehrs- und Transportmitteln wird die Luftqualität erheblich besser. Im Zuge der Covid-19-Pandemie konnte in Deutschland und in weiten Teilen Europas ein deutlicher Rückgang der Treibhausgasemissionen gemessen werden. Tatsächlich kommt dem CO2-Fußabdruck, den jeder von uns hinterlässt, eine immer größere Bedeutung zu. Gerade regenerative Energieträger werden diesbezüglich wichtiger, leisten sie doch einen entscheidenden Beitrag für den Klimaschutz. Hierbei sind es vor allem Holzpellets, die eine herausragende CO2-Bilanz aufweisen. Allerdings gilt es, sich genau anzusehen, wie der Wert sich zusammensetzt beziehungsweise welcher Anbieter welche Faktoren zu seiner Ermittlung heranzieht.

Die kleinen Presslinge sind ein besonders kohlenstoffdioxid-armer Brennstoff. Denn nicht nur, dass ihr Ausgangsmaterial – Holz – nachwachsend ist: Bäume entziehen zudem während ihres Wachstums der Umgebung genau so viel CO2, wie bei der Verbrennung des Holzes freigesetzt wird! Außerdem kann die Energie praktisch zeitlich unbegrenzt in den Pellets gespeichert werden.

Nur knapp elf Kilogramm ist der CO2-Fußabdruck der WWP groß. (Foto: Energieagentur NRW)

Gerade im Vergleich mit anderen Energieträgern wie Heizöl – nicht eben der umweltverträglichste Brennstoff, produziert er doch erhebliche Mengen an Treibhausgasen – hinterlassen Holzpellets daher einen hervorragend geringen „Carbon Footprint“: Eine Tonne Westerwälder Holzpellets (WWP) mit nur knapp elf Kilogramm CO2 entspricht dem Energiegehalt von etwa 500 Litern Heizöl. Die Verbrennung von diesen 500 Litern verursachen jedoch einen CO2-Fußabdruck von 1.480 kg!

Die aus getrockneten und naturbelassenen Sägenebenprodukten hergestellten Pellets werden ohne Zugabe chemischer Bindemittel unter hohem Druck gepresst. Pelletheizungen tragen deutlich geringer zum Aufkommen von Feinstaub bei als andere Holz-Energie-Nutzungsarten. All diese Gründe sprechen also für den umweltfreundlichen Brennstoff, und es überrascht nicht, dass die in den 1980er-Jahren in den USA „entdeckten“ Holzpellets längst auch hierzulande ihren Siegeszug angetreten haben.

Die deutsche Pelletbranche befindet sich laut dem Deutschen Pelletinstitut (DEPI), einer Teilorganisation des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes (DEPV), in einem Aufwärtstrend. 2019 wurde die Rekordproduktion von mehr als 2,8 Millionen Tonnen Pellets verzeichnet. Abnehmer sind reichlich vorhanden: Gab es 2011 noch keine Viertelmillion Pelletheizsysteme in Deutschland, waren es 2018 bereits 464.000. Und 2020 sollen es nach einer DEPI-Prognose sogar schon 525.000 sein.

Mit ihrem Klimaschutzplan beabsichtigt die Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor – in dem besonders großes Einsparpotenzial liegt – bis 2030 um mindestens 66 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Zudem soll bis 2050 eine weitgehende Treibhausgasneutralität erreicht werden. Pelletheizsysteme werden daher bereits mit Zuschüssen gefördert. Denn der Umstieg von Öl- auf Pelletkessel, so erläutert es der DEPV, könne zur Erreichung der Ziele wesentlich beitragen.

Der regenerative Rohstoff überzeugt demnach im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Der CO2-Fußabdruck von Holzpellets fällt allerdings je nach Hersteller oder Händler durchaus unterschiedlich aus: Ein Unternehmen, das das Ausgangsmaterial für die Pelletproduktion aus dem Ausland bezieht, also allein schon durch lange Transportwege zum Pelletwerk in Deutschland hohe Emissionen verursacht, hat insgesamt betrachtet einen schlechteren „Carbon Footprint“ als ein Unternehmen wie die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), von dem Holz regional eingekauft, der „Abfall“ der Verarbeitung im Sägewerk genutzt und als Pellets im näheren Umkreis von 150 Kilometern ausgeliefert wird.

Der Brennstoff kann ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen selbst in einem mit Textilmaterial bespannten Silo bevorratet werden und speichert seine Energie im Prinzip unbegrenzt. (Foto: Ökofen)

Der zuletzt 2018 für die WWP ermittelte Fußabdruck beträgt exakt 10,68 Kilogramm CO2 pro Tonne Pellets. Hierbei wurden unter anderem die Einzelwerte aus Produktion, Logistik oder Verpackung addiert. Entscheidend ist aber ebenso, die gesamte Nutzungsphase zu berücksichtigen – also quasi vom Baumstamm im Wald bis zur Asche der Pellets nach der Verbrennung im heimischen Heizungskessel alle Emissionen von Kohlenstoffdioxid zu betrachten.

Logischerweise liegt dieser Wert immer höher, als wenn Hersteller – werbewirksam, jedoch „nicht die ganze Wahrheit“ – lediglich den reinen CO2-Fußabdruck des isoliert betrachteten Pellets nennen. Um Pellets unterschiedlicher Herkunft hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit überhaupt vergleichen zu können, müsste man sich also immer eine genaue Beschreibung einholen, was alles in einen kommunizierten CO2-Fußabdruck eingeflossen ist – und, noch wichtiger, was vielleicht nicht…

Von der Anti-Atomkraft-Demo zu MANN Strom

Seit meiner Kindheit liebe ich die Natur. So habe ich einerseits meinen Beruf in der Solarbranche gefunden und beziehe andererseits schon lange meinen Strom von nachhaltigen Anbietern.

Nachdem ich zunächst Kunde bei einem der 4 "großen" Anbieter reinen Ökostroms war, habe ich vor ein paar Jahren auf einer Anti-Atomkraft-Demo mehr oder weniger zufällig von MANN Strom gehört. Das hat mich sofort interessiert, da es die perfekte Kombination eines regionalen Anbieters mit persönlichen Ansprechpartnern mit meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit ist.

Der erste Kontakt zu MANN Strom war direkt sehr positiv. Die Kommunikation ist fair und persönlich und man fühlt sich jederzeit gut aufgehoben. Der Wechsel lief schnell und unkompliziert. Als wir vor zwei Jahren ein Eigenheim erworben haben, war die eigene Photovoltaikanlage sofort mit dabei. Aus finanziellen Gründen musste ich leider zunächst auf den Speicher verzichten, auch wenn er mich immer gereizt hat. Nun hat sich endlich die Möglichkeit ergeben, eine Batterie nachzurüsten, mit der wir noch unabhängiger werden.

Ich freue mich, dass wir nun eine perfekte Kombination aus hoher Autarkie und sauberem Reststrom gefunden haben.