Ganz offen und ehrlich gegen Rechts und Braun

Allzu oft sieht man Markus Mann beileibe nicht mit umgeschlagenen Hosenbeinen umherlaufen. Dass er heute jedoch mit hochgekrempelten Jeans im „Europahaus“ in Bad Marienberg steht, ist den Socken geschuldet, die er trägt: sie haben die Optik der EU-Fahne und sollen deutlich zu erkennen sein – ein Signal pro Europa, für Vielfalt. Und im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament ein Bekenntnis zur Demokratie. Genau ein solches wollen auch die anderen Westerwälder abgeben, die ebenso in das „Europahaus“ gekommen sind. Und zwar mit einem im wahrsten Wortsinn bunten Zeichen.

Zwischendurch bildet sich an dem Stehtisch im Foyer des „Europahauses“ eine richtige Schlange. Auf dem Tisch stehen zwei Dutzend Farbflaschen, und etliche Menschen der Region wollen mit den Farben ihre Hand einpinseln, um anschließend einen Handabdruck nebst Unterschrift auf der großen Leinwand zu hinterlassen. „MANN Naturenergie“ hat die Aktion im Rahmen des „Demokratiesommers 2024“ organisiert und dazu eingeladen.

Mit dieser Initiative wollen sich die Verbandsgemeinde und die Stadt Bad Marienberg gegen die zunehmende Demokratiefeindlichkeit stellen. Die Ideen, die unterschiedliche Akteure in diesem Rahmen umsetzen, reichen von einem „kulinarischen Familiennachmittag“ der „Kita Clowngesicht“ bis zum vom Institut für Kino und Filmkultur unterstützten, medienpädagogischen Angebot „Die Lügen der Nazis“ im Evangelischen Gymnasium der Stadt.

Da dürfen es auch mal Socken im EU-Design sein…

Markus Mann war in seiner Funktion als Vorsitzender des Industrieausschusses der Industrie- und Handelskammer Koblenz vor kurzem Teilnehmer einer Delegationsreise nach Brüssel und dort Diskussionsgast bei EU-Institutionen und der rheinland-pfälzischen Landesvertretung. „Die Bedeutung der Demokratie wurde den teilnehmenden Unternehmensvertretern dabei abermals extrem bewusst“, erzählt Mann von seinen Eindrücken in Brüssel. „Nach wie vor ist die EU ein großes Friedensprojekt, und wir blicken auf fast 80 Jahre Frieden in Zentraleuropa zurück. Wir alle haben ein Privileg, in solch glücklichen Zeiten arbeiten und wirken zu dürfen. Damit Europa als demokratisches und wirtschaftlich erfolgreiches Friedensprojekt weiterwirken kann, braucht es die Mithilfe der Bürger Europas“, betont Mann. „Wir dürfen nicht als schweigende und untätige Mehrheit eine Minderheit gewähren lassen, die am Projekt Europa wenig Gutes lässt und an den demokratischen Grundsätzen rüttelt.“

So entstand in dem Langenbacher Unternehmer der Gedanke, Vertreter der Politik und Wirtschaft in der Verbandsgemeinde Bad Marienberg einzuladen und gemeinsam mit ihnen im „Europahaus“ auf die am kommenden Wochenende bevorstehende Europawahl hinzuweisen. Und herauszustellen, dass dabei durch die Wahlentscheidung demokratische Kräfte gestärkt werden müssen, deren große Bedeutung für Frieden und Zusammenarbeit nicht übersehen werden darf.

Da das Logo des „Demokratiesommers 2024“ eine bunte Hand zeigt, war es naheliegend, die Westerwälder Unterstützer ebenfalls mit bunten Händen auf einem großen Banner sichtbar zu machen.

„Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir zeigen, dass wir hier gemeinsam für Demokratie und Vielfalt einstehen und die Initiatoren, die die Idee gehabt haben zum ‚Demokratiesommer‘ hier in Bad Marienberg, so kurz vor der Europawahl tatkräftig unterstützen“, erläutert Andreas Görg, Vorstand der Sparkasse Westerwald-Sieg, warum er dem Aufruf gefolgt ist.

„Wir sind Biobauern – und wir sind für ‚bunt‘ und Vielfalt und sind gegen Rechts und gegen ‚Braun‘!“, betonen Andreas und Annette Aller. Fotos: Bakic

„Ich bin ganz gerne gekommen, nachdem die Familie Mann uns zur Initiative eingeladen hat. Wir kommen aus Hachenburg und würden hier gerne gemeinsam mit allen anderen ein deutliches Zeichen für die Demokratie setzen!“, schildert Marco Dörner, der Erste Beigeordnete der benachbarten Verbandgemeinde Hachenburg seine Beweggründe für die Teilnahme.

Für Sabine Willwacher ist der Einsatz für die Demokratie „ein wichtiges Thema. Gerade in der heutigen Zeit sollte man vieles dafür tun, dass uns die Demokratie hier in Deutschland und weltweit erhalten bleibt. Und ebenso Toleranz und Vielfalt!“, so die Stadtbürgermeisterin von Bad Marienberg. „Denn in dieser Welt leben wir, und das Leben ist auf der ganzen Welt so vielfältig und bunt, deswegen bin ich heute hier, und deswegen finden auch die vielen anderen Veranstaltungen im Zeichen des ‚Demokratiesommers 2024‘ statt. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass nicht die anderen in der Mehrheit sind, sondern wir mehr sind! Und ebenso, dass unser Weg, die Demokratie, der bessere Weg und sie darum eine wichtige Sache für alle Menschen auf der Welt ist.“

Auch Marco Dörner, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Hachenburg, unterschreibt neben seinem Handabdruck.

„Das Europahaus Marienberg begrüßt und unterstützt diese Aktion im Rahmen des ‚Demokratiesommers‘. Die Bildungsstätte ist seit 1951 Innovationsstandort, Ideenschmiede und Ausbildungszentrum für eine mündige und kreative europäische Bürgerschaft. Hier entstehen Begegnungsräume für die Vision von Europa – die Vision von einem Miteinander, von Kollaboration, von Respekt und Toleranz, von Vielfalt und Wohlwollen“, erklärt Nicole Stecker. Sie ist Studienleiterin des „Europahauses“.

Bad Marienbergs Stadtbürgermeisterin Sabine Willwacher findet, dass man in der heutigen Zeit vieles tun sollte, damit die Demokratie erhalten werden kann.

Dort sind auch Andreas und Annette Aller gerade dabei, sich die Handflächen mit Farbe einzustreichen. „Wir sind Biobauern – und wir sind für ‚bunt‘ und Vielfalt und sind gegen Rechts und gegen ‚Braun‘! Ganz offen und ehrlich gesagt. Demokratie zu schützen ist ganz wichtig in der jetzigen Zeit. Und es ist nicht selbstverständlich, Demokratie zu haben, deswegen kann man solche Aktionen nur mit voller Kraft unterstützen!“ Darum, so fügen die Landwirte vom „Wiesenhof“ in Maxsain an, haben sie Freude an solchen Events, bei denen man selbst Farbe bekennen kann. Was mit den bunten Handabdrücken heute sogar wörtlich passiert.

Sparkassen-Vorstand Andreas Görg (links) und Markus Mann freuen sich, dass in Bad Marienberg so viele ein Zeichen für die Demokratie setzen wollen.