„Impulse, die die eigenen Gedanken erweitern“

Es ist keine Seltenheit – im Gegenteil, es kommen häufiger Besuchergruppen nach Langenbach bei Kirburg. Ob Landfrauen, Vereine, Unternehmer: Bereitwillig gibt Markus Mann ihnen allen Auskunft über das, was er seit Anfang der 1990er-Jahre getan hat, um die Energiewende voranzubringen. Und spricht darüber, wieso die Demokratisierung und Dezentralisierung für ihn der einzig gangbare Weg in die Zukunft unserer Energieversorgung ist. Die 62 Gäste von den Stadtwerken Bonn (SWB), die sich heute angemeldet haben, sind dennoch eine besondere Gruppe.

Interessierte Zuhörer: die Besucher aus Bonn. Fotos: Schmalenbach

„Mehr als spannend! Wirklich beeindruckend, was Herr Mann da aufgebaut hat über die vielen Jahre! Und zwar ökologisch angetrieben, aber zugleich ökonomisch erfolgreich.“ So wird später beim gemeinsamen Mittagessen Philipps anerkennendes Resümee über das in Langenbach Gehörte und Gesehene lauten. Er ist wie alle heutigen Besucher bei der „Energie- und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg GmbH“ beschäftigt, in der Region bekannt als „SWB Energie und Wasser“. Bei diesem Konzernteil der „Stadtwerke Bonn GmbH“ arbeitet Philipp in der Stabsstelle „Energielösungen“.

MANN und eben diese SWB verbindet eine inzwischen mehr als 25-jährige Partnerschaft. Die Stadtwerke waren, neben der in Hachenburg ansässigen „Westerwald-Brauerei“, die ersten, die bereits 1998, direkt nach der Liberalisierung des Strommarktes, den Bezug von Ökostrom von MANN vereinbarten (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete) und damit zu einem Wegbegleiter wurden.

Seither läuft die erfolgreiche Kooperation, der Ökostrom aus dem Westerwald wird in der Großstadt am Rhein als „BonnNatur Strom“ angeboten. Dieser trägt ebenso das „Grüner Strom Label“ (GSL) wie „MANN Cent“. Das Siegel bestätigt, dass ein Teil des Entgelts direkt wieder in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert wird.

Größter Kunde beim SWB-Ökostrom ist die Stadt Bonn mit 77 Millionen Kilowattstunden (kWh), die jährlich abgenommen werden. Damit fahren Straßenbahnen in der Bundesstadt, regeln Ampelanlagen den Verkehr oder werden Straßen und Plätze beleuchtet. Daneben wählen viele ortsansässige Firmen „BonnNatur Strom“ und natürlich ebenso Privathaushalte.

„Alle sind so beeindruckt“, sagt Robert Landen.

Bei den „SWB Energie und Wasser“, die sie alle versorgen, findet vierteljährlich ein „Vertriebsdialog“ statt. Dieser sei ursprünglich ins Leben gerufen worden nach einer Umfrage unter Mitarbeitern, die darin zu Protokoll gaben, sich über (interne) Entwicklungen nicht ausreichend informiert zu fühlen, erzählt Robert Landen. Der Vertriebsleiter von „SWB Energie und Wasser“ beschreibt, dass man anschließend überlegt habe, wie man Informationen besser weitertragen könnte. „Wir sind ja auch in einem Wachstumsprozess, und viele bekommen nicht mit, was die anderen im Konzern tun. Also haben wir gesagt, wir müssen ein Format finden, mit dem wir besser informieren können – und zwar nicht auf Vortragsbasis, sondern in einer Art ‚Workcafé‘.“ So sei der „Vertriebsdialog“ entstanden. Landen: „Das ist eine freiwillige Veranstaltung – mit 97 Prozent Teilnahmequote! Die Leute richten ihren Urlaub danach aus, sind total happy damit!“

Irgendwann sei zusätzlich die Idee aufgekommen, einen der vier Termine eines Jahres „on tour“ zu machen, ergänzt der Vertriebsleiter. Nach „Corona“ ging der erste entsprechende Ausflug zur „Trianel“, einer Kooperation von Stadtwerken mit Sitz in Aachen, die nach eigener Darstellung über sechs Millionen Menschen in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz versorgt und bei der die SWB Teilhaber sind. „Das war total super“, blickt Landen zurück, „das hat allen gut gefallen, und es kam der Wunsch auf, so etwas erneut zu organisieren.“

2023 im Mai fuhren die Bonner daraufhin zu den „Netzwerkpartnern“. Hinter diesem eingetragenen Verein stehen über 135 Stadtwerke, regionale und überregionale Energieversorger aus ganz Deutschland, „die sich ohne Gewinnerzielungsabsicht organisiert haben, um den Herausforderungen der Energiewirtschaft gemeinsam zu begegnen“, wie es auf deren Homepage heißt.

Und in diesem Jahr beim dritten „Vertriebsdialog on tour“ also die Exkursion zu „MANN Naturenergie“. „Da müssen wir unbedingt hin“, habe man gedacht, so Robert Landen. „Und nun sind wir hier – und alle sind so beeindruckt! Die Kollegen haben teilweise gesagt, dass sie sogar aufs Mittagessen verzichtet hätten, um Markus Mann weiter zuhören zu können. Wahnsinn!“

Daniel Rahn (rechts), Projektingenieur bei MANN, führt eine Gruppe durch die SEO-Sägeanlage.

Bei dem gemeinsamen Betriebsrundgang zur Rundholzsortieranlage der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), zu deren Pelletpressen, zum Strom-Großspeicher oder den ungewöhnlicherweise vertikal an den Silos der WWP angebrachten Photovoltaikmodulen beschreibt der Energiepionier, wie er 1991 die allererste Windkraftanlage von Rheinland-Pfalz aufstellte, 1995 das Biomasse-Heizkraftwerk startete, das noch heute Energie aus Biomasse produziert. Er zeigt etliche Wallboxen, die im Gleichstrombereich sogar bis zu viermal je 300 Kilowatt (kW) bieten. Oder jene originelle, zu zwei Ladepunkten à 22 kW umgerüstete Original-Zapfsäule, an der einstmals noch Benzin in Langenbach getankt wurde. Solche Details faszinieren die Zuhörer.

Markus Mann führt aus, dass es inzwischen 47 vollelektrische Firmen-Pkw für die Mitarbeiter und sieben E-Lkw gebe. Er erklärt den Besuchern aus Bonn das selbstprogrammierte, aktive Lastmanagement, in welcher kaskadierten Reihenfolge es Verbraucher steuert oder dass „MANN Naturenergie“ und „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) am Firmensitz in Langenbach jährlich 9,5 Millionen kWh Strom verbrauchten – jedoch dort ebenso viel Strom aus Sonne, Biomasse und Wind erzeugt werde.

Sieben Kubikmeter Holzspäne werden für eine Tonne Westerwälder Holzpellets benötigt. In die Schaufel des Radladers passen elf – oder vier Mitarbeiter der SWB für ein Erinnerungsfoto vom Besuch bei MANN.

Die angereisten 62 Mitarbeiter der SWB sind dort im Vertrieb sowie dem Marketing tätig. So wie Sarah. Sie staunt, „wie vielfältig das Portfolio von ‚MANN Energie‘ tatsächlich ist. Der Einblick ist daher sehr, sehr spannend gewesen, weil mir nicht bewusst war, was ‚MANN Energie‘ alles macht.“

„Ich fand es ebenfalls sehr spannend hier. Ich habe auch viele Zahlen gehört, die ich noch nicht kannte. Und ich fand mega beeindruckend, was da auf dem, so nenne ich es jetzt mal, ‚Campus‘ in Langenbach alles umgesetzt wird, wie die einzelnen Teile und Projekte zusammenspielen“, pflichtet Peter aus dem „Vertrieb Energiedienstleistungen“ seiner Kollegin bei.

Am Ende des „Vertriebsdialogs on tour“ sind offenkundig alle angetan von dem Austausch zwischen den beiden Partnerunternehmen. „Ich bin selber in der Konzernstrategie/Konzernentwicklung bei uns. Und wir arbeiten immer wieder an Projekten, die völlig neu sind, mit denen es nur wenige Erfahrungen gibt“, schildert Amir. „Insofern hat es mich heute extrem begeistert, zu sehen, mit welchem Mut, mit welcher Vorstellungskraft und auch mit dem Wissen, dass man auch fallen und wieder aufstehen kann, hier so stark Ideen vorangebracht werden.“ Zudem habe es ihn fasziniert, dass das Bild, das man bei MANN für die Zukunft hat, in alle Themen schrittweise eingebracht, konsistent verfolgt werde „und dieser Geist auch in die Belegschaft vermittelt wird. Ich hätte Herrn Mann noch viel, viel länger zuhören können!“

Ihm sei spontan die Idee gekommen, fügt Amir abschließend noch an, in der Zukunft vielleicht einmal alle Führungskräfte der SWB nach Langenbach zu bringen. „Solche Impulse helfen, die eigenen Gedanken zu erweitern.“

Uwe Schmalenbach