Vielfalt bewahren – im Wald und auf der Wiese
/Latten, Bretter, Kanthölzer: Auf dem Firmengelände der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) entdeckt der Besucher seit neuestem einige Stapel mit Schnittholz für den Privatverkauf, das aus dem SEO-Sägewerk der Firmengruppe MANN stammt. „Der Wunsch danach war dauernd da“, erklärt Markus Mann, warum dieser Service für Endverbraucher nunmehr geboten werde. Holz ist zudem das Material, aus dem die WWP bestehen, mit denen etliche Menschen in der Region ihre Heizung betreiben. Der Energielieferant aus dem Westerwald hat also ein großes Interesse daran, dass es gesunde Wälder gibt. Auf einer einen Hektar großen Fläche hat Firmenchef Markus Mann jetzt einen zuvor eher ungewöhnlichen Wald anlegen lassen. Und auch am Ortsrand von Kirburg wurden neue Bäume gesetzt – allerdings keine mit Nadeln, sondern gerade jetzt herrlich blühende.
„Hier war früher mal ein Acker – ganz sicher!“ Forstwissenschaftler Robin Schürg hat in dem Waldstück unweit des MANN-Firmengeländes festgestellt, dass „die Fläche ganz eben abgezogen wurde“ und der Boden auffallend gut sei. In dem Areal hat Schürgs Unternehmen schon im vergangenen Jahr begonnen, im Auftrag Markus Manns aufzuforsten: Stieleichen und Weißtannen wurden gesetzt, ebenso Erlen. Jetzt sind außerdem 135 Lärchen hinzugekommen, es wachsen zudem Fichten und Küstentannen. „Das verbreitert das Spektrum an Baumarten“, unterstreicht der Fachmann.
Sich „breit aufzustellen“ als Waldbesitzer, hält Robin Schürg für wichtig: Bei Lautzenbrücken habe er jüngst ein Waldstück angesehen, in dem Küstentannen – also eigentlich keine einheimischen Pflanzen – wachsen. Diese seien jedoch wunderschön, gesund, „stehen hervorragend da. Da habe ich gedacht: ‚Wenn wir nur fünf Prozent dieser Bäume anstelle der anderen, bedrohten Fichten hätten, dann hätten wir schon einmal fünf Prozent Baumbestand, der gesund weiter wachsen würde! Deswegen versuchen wir im ganz kleinen Rahmen bei Markus Mann, dieses Prinzip in dem Privatwald zu verfolgen.“
Auch in auf die forstliche Bewirtschaftung ausgerichteten Wäldern probiert man, dem Klimawandel und der einhergehenden Dürre mit Vielfalt zu begegnen. In der Haubergsgenossenschaft Daaden zum Beispiel werden 800 Hektar bewirtschaftet. Dort wird nahezu „alles getestet“ an Arten, da man jetzt überhaupt nicht absehen kann, welcher Mutterbaum in 30 oder 40 Jahren sinnvoll sein könnte.
Und genau das Vorgehen, mit einer starken Durchmischung herauszufinden, welche Pflanzen Hitze, Kälte, Stürme oder Trockenheit am besten trotzen, verfolgt Markus Mann in seinem Waldstück. „Also, wenn das hier jemand bewirtschaften soll, ist es fast schon zu stark gemischt“, fügt Robin Schürg an. „Aber der Wert besteht ja auch darin, dass es Samenpflanzen sind.“
Eberesche, Buche oder Wildkirsche haben sich „von Natur aus“ zu dem Ensemble gesellt. „Auf dieser ehemaligen Viehweide beziehungsweise diesem einstigen Acker, der hier früher einmal war, hat noch meine Oma Fichte gepflanzt. Das war eben die Idee von Forstwirtschaft damals“, erinnert sich Markus Mann, wie er als Sechs- bis Zehnjähriger zuschauen durfte. „Nun merkt man halt, dass es anders sein muss.“
Eine andere Nutzung erfährt jetzt ebenso eine Wiese direkt am Ortsrand von Kirburg. Doch dort wurden keine Nadelbäume gepflanzt, sondern es ist im Auftrag von Markus Mann eine ebenfalls überaus vielfältige Streuobstfläche angelegt worden. „Hier wurde vormals Heu für Pferde gemacht. Aber ich dachte mir, es wäre doch viel schöner, wenn hier ein Baum wächst!“, schildert Markus Mann.
Vor drei Jahren übernahm das „Team Astwerk“, die Firma Robin Schürgs, die Pflege der Streuobstwiese. „Obstbäume muss man auch schneiden, der Unterhalt ist so wichtig wie die Neuanpflanzung“, hebt er hervor. „Wir hatten hier Bäume vorgefunden, die ein relativ geringes Wachstum aufwiesen. Viele davon konnten wir allein durch Pflege vitalisieren. Leider waren nicht alle gut gepflanzt, so dass wir auch ein paar Ausfälle verzeichneten.“ Sieben bis acht Jahre alt seien die Bäume. Doch auf der Wiese wachsen gleichermaßen jüngere Obstgehölze, die noch von Pfählen unterstützt werden. „Diese stehen in diesem Jahr die dritte Saison. Wir haben sie hinzugepflanzt“, erläutert Forstwissenschaftler Schürg.
Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen: Nur zwei Apfelbäume gehören zur selben Sorte, ansonsten ist jede Pflanze eine andere, die Vielfalt also enorm groß auf der Kirburger Streuobstwiese! „Sortenreichtum ist ein wichtiges Thema! Außerdem ist es überaus spannend, wenn man hinterher einen Tisch voll mit verschiedenen Äpfeln hat und probieren kann, wie schmeckt dieser, wie jener“, zeigt sich der Experte begeistert. Zwar sei „der Biene egal“, ob sie zu diesem oder jenem Apfelbaum fliege. Jedoch: Da viele Sorten verloren gingen, arbeite ein solches Projekt entgegen und unterhalte die Art für die Nachwelt „Die Sortenvielfalt zu bewahren, ist für uns ein ganz wichtiges Thema bei diesen Streuobstwiesen“, betont Robin Schürg. Insgesamt wurden auf den Flächen der Familie Mann in den letzten drei Jahren rund 2.300 neue Bäume gepflanzt. Die Planungen dazu hat jeweils Robin Schürg gemacht.